Die Bundestagswahl 2021 ist vorbei, die Ergebnisse stehen fest. Auf Bundesebene konnte sich die SPD mit 1,5% Vorsprung knapp vor der Union durchsetzen. Nun stehen schwierige Koalitionsverhandlungen an: Sowohl eine Ampel- (SPD-Grüne-FDP) als auch eine Jamaika-Koalition (CDU-Grüne-FDP) haben rechnerisch eine Mehrheit im nächsten Bundestag.
Die Bundestagswahl im Grammetal liefert ein völlig anderes Ergebnis als auf Bundesebene. Sowohl bei Erst- als auch bei der Zweitstimme konnte sich die AfD in unserer Gemeinde als stärkste Kraft durchsetzen. Weitere Ergebnisse sind auf der Gemeinde-Website veröffentlicht.
Nur in Isseroda und Hayn verfehlte die AfD die Spitzenposition bei der Zweitstimme. Während in Hayn die SPD deutlich in Führung lag, erhielt die CDU in Isseroda mit knappen Vorsprung die meisten Stimmen. Ein ähnliches Bild ergibt sich bei der Erststimme. In Hayn und Bechstedtstraß konnte Carsten Schneider von der SPD die meisten Stimmen auf sich vereinigen, in Isseroda Antje Tillmann (CDU). In allen anderen Ortschaften lag Sascha Schlösser (AfD) vorn.
Auch wenn es mich freut, dass die CDU in Isseroda vorn lag und hier sogar ihr Ergebnis im Vergleich zu 2017 verbessern konnte (damals lag die AfD auf Platz 1), muss man einfach festhalten, für die Union und für mich persönlich als CDU-Mitglied ist das auf allen Ebenen ein katastrophales Ergebnis. Antje Tillmann konnte ihr Direktmandat im Wahlkreis 193 Erfurt-Weimar-Weimarer Land II nicht verteidigen. Stattdessen zieht Carsten Schneider als Abgeordneter für unseren Wahlkreis in den Bundestag ein. Frau Tillmann wird allerdings über Listenplatz 2 der Landesliste der CDU Thüringen ebenfalls dem nächsten Bundestag angehören.
Offensichtlich haben viele Menschen das Grundvertrauen in die CDU verloren. Sie trauen uns nicht mehr zu, die Probleme der Zukunft zu lösen. Und das obwohl Deutschland heute wirtschaftlich so gut da steht wie nie zuvor, die Arbeitslosigkeit 2019 einen neuen Tiefstand erreichte, die Löhne seit 2005 durchschnittlich um ca. 39% gestiegen sind und sich die Renten in Ostdeutschland seit 2005 um ca. 34% gesteigert haben. Ausgangspunkt der Erosion war die Flüchtlingskrise 2015, die insbesondere hier in Thüringen zu einer Entfremdung zwischen der Bevölkerung auf der einen und der CDU auf der anderen Seite beigetragen hat. Doch heute ist der Spalt viel tiefer und vielschichtiger. Es geht nicht mehr nur um Migration, sondern um ein starkes Gefühl der Vernachlässigung. Das hat viele Wähler zur AfD getrieben, obwohl diese Partei nicht nur offen Menschenverachtung zur Schau stellt, sondern vor allem ein Weltbild besitzt, das für viele von uns ernsthafte Nachteile bringen würde.
Unabhängig davon wie es auf Bundesebene weitergeht, möchte ich den Menschen im Grammetal ein Angebot machen. Wenn Ihr Euch von der Politik allein gelassen und unbeachtet fühlt, dann kommt auf uns zu. Redet mit uns. Lasst uns gemeinsam daran arbeiten, dass die Politik von morgen wieder Eure Probleme in den Mittelpunkt stellt. Wir machen Politik nicht zum Selbstzweck, sondern damit es den Menschen in Zukunft besser geht. Das verlangt aber auch, dass Ihr ehrlich zu uns seid und Kritik, Wut, Frustration und Enttäuschung offen aussprecht. Nur so können wir es in Zukunft auch wieder besser machen. Dazu lade ich Euch ganz herzlich ein.