Seit mittlerweile 3 Monaten gibt es in 5 Ortschaften der Gemeinde Grammetal sogenannte Dorfkümmerer. Mit ihrer Hilfe hat es sich die Landgemeinde zum Ziel gemacht, Ehrenamt, Vereine und das Dorfleben insgesamt zu unterstützen. Auch wenn das Projekt nach wie vor in seinen Kinderschuhen steckt, sehen wir schon einige vielversprechende Ansätze, die unsere Dorfgemeinschaften im ländlichen Raum nachhaltig stärken.
Weshalb schreibe ich nun diesen Beitrag. Ich bin darüber informiert worden, dass zur Einwohnerversammlung vergangene Woche, vorab eine Frage zum Dorfkümmerer-Projekt gestellt wurde. Leider habe ich die Information so kurzfristig erhalten, dass ich eine Teilnahme nicht mehr ermöglichen konnte. Deshalb will ich die Gelegenheit nutzen, hier noch ein paar Worte dazu zu verlieren. Die Aussage war die folgende:
„ Wir machen unsere Tätigkeit gern,
aber wenn jetzt Dorfpfleger eingestellt werden, die monatlich für solche Tätigkeiten 75€ erhalten,
dann sind wir nicht mehr für das Ehrenamt zu begeistern.“
Ich habe dieses Zitat ohne Urheber erhalten und ich gehe davon aus, dass das auch auf der Einwohnerversammlung so gehandhabt wurde. Deshalb gebe ich das Zitat auch hier anonym wieder. Dieser Beitrag soll auch keine Kritik an denjenigen sein, der diese Aussage verfasst hat. Tatsächlich bin ich froh, Rückmeldung zu unserer Arbeit zu bekommen. Und dieser Anlass macht deutlich, dass wir in Bezug auf unsere Kommunikation des Projektes noch besser werden müssen.
Warum brauchen wir also Dorfkümmerer? Ich denke jeder wird es während Corona gemerkt haben, ehrenamtliches Engagement ist quasi zum Erliegen gekommen. Und das zu einer Zeit, wo es schon vorher massive Nachwuchsprobleme im Grammetaler Ehrenamt gegeben hat. Viele Ortschaften konnten sich auch aus diesen Gründen nicht am Projekt beteiligen. Die Bereitschaft, Verantwortung und Verpflichtungen zu übernehmen, hat merklich abgenommen. Deshalb wollen wir mit den Dorfkümmerern unser Ohr an die Basis legen, an die Menschen, die vor Ort unsere Region lebenswert gestalten. Was sind ihre Wünsche? Wo können wir sie unterstützen? Welche Herausforderungen sind zu meistern? Die Dorfkümmerer sind deshalb ein zusätzliches Sprachrohr zwischen Gemeinde und unseren Einwohnern. Denn offensichtlich reichen unsere aktuellen Strukturen über Ortschaftsrat, Ortschaftsbürgermeister und Gemeinderäte nicht aus, um diesem Thema genügend Aufmerksamkeit zu schenken. Dort sind die Dorfkümmerer eine gute Ergänzung. Die Dorfkümmerer sollen aber nicht nur zuhören und beraten, sondern selbst eigene Projekte umsetzen. Und das passiert gerade in den beteiligten Dörfern. Der regelmäßige Rentnernachmittag wird nun vom Dorfkümmerer-Projekt betreut oder Familienfeste werden ins Leben gerufen. Wir haben uns gezielt dazu entschieden, auch diejenigen zum Dorfkümmerer zu machen, die schon in wichtiger Position ehrenamtlich arbeiten. Damit wir zumindest diese Strukturen erhalten, stärken und ausbauen.
Und nun zum Thema Aufwandsentschädigung. Tatsächlich ist dieses Thema auch im Gemeinderat kontrovers diskutiert worden. Ich hab immer für eine Entschädigung geworben und zwar eine, die es den Dorfkümmerern auch tatsächlich ermöglicht eigene Projekte umzusetzen. Die Qualität der ehrenamtlichen Arbeit soll nicht am finanziellen Hintergrund des Ehrenamtlichen scheitern. Die Entschädigung war nie zur Motivation für das Ehrenamt gedacht, und sie ist gerade auch deshalb nicht mit einem Lohn für erbrachte Arbeitszeit vergleichbar. Sie soll Projekte ermöglichen, Anerkennung für die Bereitschaft zur Verantwortungsübernahme vermitteln und gleichzeitig Verbindlichkeit schaffen. Auch wenn ich viel Rücksicht in meiner Funktion als Koordinator auf die individuelle Situation der Dorfkümmerer nehme, so erwarte ich doch eine Mitwirkung im Gesamtprojekt. Ohne eine Entschädigung wäre die Gefahr groß, dass das Projekt wie ein Kartenhaus in sich zusammenfällt. Natürlich können wir nicht jedem Ehrenamtlichen eine Entschädigung zahlen, aber auch nicht jeder Ehrenamtliche geht eine Verpflichtung mit der Gemeinde ein. Und dennoch, das Projekt ist für alle offen, d.h. auch mehrere Engagierte eines Ortes können Dorfkümmerer sein. Die viel diskutierte Entschädigung teilt sich dann gerecht auf die Kümmerer auf. So hat jeder die Chance ehrenamtlich tätig zu sein und am Projekt mitzuwirken.