Liebe Grammetaler,
mit diesem Artikel möchte ich Euch die Situation der Kinderbetreuung im Grammetal etwas näher bringen. In letzter Zeit bin ich häufiger mit dem Vorwurf konfrontiert worden, dass von den gezahlten Steuern vor Ort nichts ankommen würde. Am Beispiel der Kindergärten möchte ich zeigen, dass dieser Vorwurf zumindest für das Grammetal nicht zutrifft.
Die Kindertagesbetreuung ist eine kommunale Pflichtaufgabe und stellt unsere Gemeinde regelmäßig vor große Herausforderungen. Im Haushalt 2020 der Gemeinde Grammetal wird mehr als jeder vierte Euro und damit rund 3 Millionen Euro in die Betreuung unserer Kleinsten investiert. Damit ist die Kindertagesbetreuung die Nummer 2 im Haushalt und wird nur von den Umlagen, wie Kreisumlage oder Gewerbesteuerumlage überholt, die wir an Kreis und Land abführen. Den Großteil des Geldes brauchen wir, um eine sachgerechte und kinderfreundliche Betreuung durch gut ausgebildete Erzieher/innen sicher zu stellen. Mehr als 80% und damit rund 2,8 Millionen Euro zahlen wir den Kindergärtner/innen jährlich für ihre anstrengende Arbeit.
Jetzt könnte man denken, dass ja zusätzlich noch Elternbeiträge erhoben werden und damit die Eltern einen Großteil der Kosten tragen würden. Tatsächlich reichen die Elternbeiträge allerdings nur für rund 20% der Kosten. Weitere ca. 30% werden vom Land zugeschossen. Gut 50% der Kosten müssen allerdings durch den Haushalt und damit Steuereinnahmen (Grundsteuer, Gewerbesteuer, Einkommens- und Umsatzsteuer) finanziert werden. Pro Kind fließen damit jährlich rund 4.000€ an Steuergeldern an die Eltern zurück. Damit zahlt eine Familie mit einem zu versteuernden Einkommen von weniger als 52.000€ im Jahr und zwei Kita-Kindern weniger Einkommenssteuern, als sie allein durch die Kita-Betreuung wieder zurück bekommen. Dabei sind andere staatliche Leistungen, die gegebenenfalls in Anspruch genommen werden (z.B. Kindergeld, Elterngeld etc.) noch gar nicht inbegriffen.
Es ist unser Anspruch als Kommune, unsere Kinder in hochqualitativen Einrichtungen zu betreuen, mit genügend Raum für Spiel, Spaß und Erholung. Dafür investieren wir jährlich rund 70.000€ in die Instandhaltung der Einrichtungen und weitere rund 20.000€ in die Ausstattung der Kitas.
Allerdings stellt uns eine sach- und fachgerechte Kinderbetreuung auch vor erhebliche Herausforderungen. In den letzten 5 Jahren ist der Bedarf an Kitaplätzen um gut 23 Plätze gestiegen. Allein von 2019 auf 2020 um 10 Plätze. Dadurch sind planmäßig mittlerweile 360 der 367 zur Verfügung stehenden Plätze belegt. Wir müssen uns also perspektivisch die Frage stellen, ob unsere Einrichtungen auch den Platzbedarf der Zukunft sicherstellen können.
Zusätzlich ist 2020 ein neuer Betreuungsschlüssel für die Kindertagesbetreuung in Kraft getreten. Dadurch müssen die Einrichtungen im Grammetal mittlerweile 55 Vollzeitstellen vorweisen können. Zum Ende des letzten Planungszeitraums waren allerdings nur 45 Vollzeitstellen besetzt. Mit dem Anspruch einer höheren Betreuungsqualität sind also nicht nur deutlich höhere Personalkosten verbunden, sondern auch die Schwierigkeit bei einem akuten Fachkräftemangel an pädagogischem Betreuungspersonal neu Erzieher/innen für den ländlichen Raum zu gewinnen.
Als Gemeinderat setze ich mich dafür ein, die bisher gute Betreuungsqualität zu erhalten, die zukünftige Entwicklung eng mit den Eltern und Familien abzusprechen und wenn nötig, neue Plätze zu schaffen. Ich möchte allerdings auch um Verständnis bitten, dass wir einheitliche Elternbeiträge fordern müssen (wodurch die Beiträge bei den freien Trägern perspektivisch steigen werden) und unser finanzieller Spielraum begrenzt ist. Im Haushalt 2021 wird gut jeder dritte Euro in unsere Kinder investiert. Damit machen wir den Stellenwert unserer Kinder klar. Aber die Luft nach oben wird dünner.